Wir fordern die NRW Landesregierung sowie die NRW Landtagsabgeordneten auf, eine Aufnahme von Informatik als Pflichtfach in die Verordnung zur Änderung der Ausbildungs- und Prüfungsordnung Sekundarstufe I der Schulen umzusetzen. Diese sieht derzeit Informatik nicht als Pflichtfach vor, obwohl der Wechsel von G8 auf G9 und der Digitalpakt die einmalige Chance bietet, die Einführung ohne Einschnitte in andere Fächer durchzuführen. Gestaltung der Digitalisierung muss auch in der NRW Schulpolitik jetzt vom Lippenbekenntnis zur Umsetzung gelangen.
Petition für Informatik als Pflichtfach an Schulen in NRW
Digitalisierung muss gestaltet werden
Die fortschreitende Automatisierung, Vernetzung und Digitalisierung transformiert unsere Welt tiefgreifend. Eine Tendenz, die unsere Gesellschaft schon heute vor große Herausforderungen stellt und sich weiter beschleunigen wird. Dem gesellschaftlichen Bildungsauftrag entsprechend stehen wir alle in der Verantwortung dazu beizutragen, dass zukünftige Generationen an diesem veränderten gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, beruflichen, kulturellen und politischen Leben teilhaben und es als mündige Bürgerinnen und Bürger mit gestalten können.
In der Schule brauchen wir dafür mehr Zeit und mehr Raum für „Digitales“: Bildung in der digitalen Welt („Digitale Bildung“) muss dafür sowohl aus anwendungsbezogener, gesellschaftlich-kultureller als auch technisch-gestaltender Perspektive in den Blick genommen werden. Das Lehren und Lernen mit digitalen Medien, das über den Medienkompetenzrahmen NRW derzeit in alle Fächer getragen wird, ist wichtig, reicht aber alleine nicht aus. Um sich nicht nur in einer von anderen vorgegebenen digitalen Welt durch Nutzung vorhandener digitaler Medien zu orientieren, sondern diese digitale Welt in ihren Grundzügen zu verstehen und aktiv mitgestalten zu können, müssen in Analogie zu sprachbezogenen, natur- und gesellschaftswissenschaftlichen Kompetenzen in vergleichbarem Rahmen auch informatische Kompetenzen von allen Schülerinnen und Schülern erworben werden. Diese stellen auch einen notwendigen Baustein zur Umsetzung der von der Landesregierung in der Digitalstrategie NRW formulierten Vision eines führenden Bundeslandes im Bereich der Digitalisierung dar.
Deshalb muss in naher Zukunft die Leitwissenschaft der Digitalisierung, die Informatik, in der Schule in Nordrhein-Westfalen weiter gestärkt werden, insbesondere durch kurzfristige Einführung eines Pflichtfachs Informatik für alle Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I sowie alle anderen Schülerinnen und Schüler in den nächsten drei bis fünf Jahren. Natürlich ist es Aufgabe aller Fächer, fachliche Bezüge zur Digitalisierung zu integrieren. Doch es braucht einen eigenständigen Lernbereich, in dem die Aneignung der grundlegenden Konzepte und Kompetenzen für die Orientierung in der digitalen vernetzten Welt ermöglicht wird.
Eine verpasste Chance für die digitale Bildung in NRW
Als Interessensvertreter und Experten-Communities aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft im Bereich Digitalisierung sind wir der festen Überzeugung: Die vorliegende „Verordnung zur Änderung der Ausbildungs- und Prüfungsordnung der Sekundarstufe I“ wird diesem Anspruch nicht ausreichend gerecht! Trotz der Ankündigung der Landesregierung, die Informatik weiter zu stärken findet die notwendige Aufwertung des Faches nur bedingt statt. Denn anstelle eines vorgesehenen zweistündigen Wahlfaches Informatik in der 9. und 10. Klasse braucht es eine flächendeckende Einführung von Informatik als Pflichtfach für alle Schülerinnen und Schüler.
Andere Bundesländer machen es vor
Bundesländer wie Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen oder Mecklenburg-Vorpommern haben bereits gezeigt, dass eine flächendeckende Einführung von Informatik als Pflichtfach mit einem kurzen Vorlauf umsetzbar ist. Das gilt insbesondere für Nordrhein-Westfalen. Die Ausbildungsinfrastruktur ist hier besonders gut ausgebaut. Das Land verfügt über acht Universitäten, an denen Informatik-Lehrkräfte ausgebildet werden – mehr als in anderen Bundesländer. Nutzen Sie diesen einmaligen Standortvorteil! Die Universitäten und Hochschulen verfügen über die Ressourcen, eine deutlich größere Zahl an Informatiklehrkräften auszubilden.
Nutzen Sie die einmalige Chance, die Digitale Bildung in NRW zu stärken!
Durch die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren (G9) ergibt sich in Nordrhein-Westfalen darüber hinaus aktuell die einmalige Gelegenheit diesen zukunftsweisenden Weg, hin zu einer ganzheitlichen Digitalen Bildung, zu beschreiten und Informatik als Pflichtfach flächendeckend in allen Schularten einzuführen. Die verlängerte Lernzeit ermöglicht die Einführung des Schulfaches Informatik ohne Einschnitte in andere Schulfächer:
Wir appellieren an Sie, die einmalige Chance zu nutzen, das Fach Informatik in Nordrhein-Westfalen deutlich aufzuwerten und ein starkes, nachhaltiges Signal für eine bessere Bildung in der digitalen Welt zu setzen!
Statements der Unterzeichner
Dr. Oliver Grün
“Digitalisierung muss verpflichtend in der Schulbildung in NRW verankert werden. Neben der Anwendung gehört auch die Gestaltung der Digitalisierung wie das Programmieren dazu, deshalb dürfen wir die Chance des Wechsels von G8 auf G9 nicht verstreichen lassen, ohne Pflichtfach Informatik als Leitwissenschaft der Digitalisierung. Schulbildung bereitet junge Menschen auf das Leben danach vor, da sind grundlegende Konzepte und Kompetenzen zur aktiven Gestaltung der Digitalisierung unverzichtbar. Andere Bundesländer machen uns vor, dass diese Forderung heute umsetzbar ist.”
Prof. Dr. Hannes Federrath
“Wer Bildung in einer zunehmend digital vernetzten Welt konsequent umsetzen will, muss obligatorischen Informatikunterricht einführen. Denn es bedarf sowohl der pädagogischen und didaktischen Konzepte als auch informatisch gut qualifizierter Lehrkräfte. Nordrhein-Westfalen hat jetzt die Chance, die Bildung und seine Schulen für das 21. Jahrhundert fit zu machen und sollte diese Chance nicht leichtfertig vergeben.”
Alexander Rabe
“Die Schülerinnen und Schüler von heute sind die GründerInnen und IT-Fachkräfte von morgen. Daher müssen wir sie so früh wie möglich mit neuen Technologien vertraut machen und ihnen sowohl die nötigen Kompetenzen, als auch Interesse an der Gestaltung ihrer digitalen Zukunft vermitteln. Altersgerechte Informatikkonzepte gehören daher in die Lehrpläne aller Schulformen und müssen in den Schulalltag entsprechend integriert werden. NRW hat jetzt die Chance, die Weichen für die digitale Zukunft zu stellen und bundeweiter Vorreiter in der digitalen Bildung zu werden.”
Jörg Bienert
“Durch die Digitalisierung wird sich die Arbeitswelt dramatisch verändern. Eine Anpassung der Lehrinhalte ist zwingend erforderlich. Aber es geht nicht nur darum, die nächste Generation von Informatikern auszubilden. Es wäre unverantwortlich, wenn wir Kinder und Jugendliche weiterhin nicht zu einem bewussten Umgang mit den allgegenwärtigen digitalen Diensten heranführen sowie über Chancen und Risiken umfassend aufklären.”
Prof. Dr. Tobias Kollmann
“Kinder, die heute zur Schule gehen, werden nach Ihrem Abschluss von einer Arbeits- und Lebenswelt umgeben sein, die in einem hohen Maß von Computern gekennzeichnet ist. Die Schule bereitet mit den derzeitigen Lehrplänen nur ungenügend auf diese Realität vor, bisherige Informatik- und Medienpädagogische Elemente sind nicht ausreichend. Der Umgang mit Computern wird in der Zukunft so fundamental sein wie eine zweite Fremdsprache – und sollte dementsprechend breit und verpflichtend in den Lehrplänen verankert werden.”
Harald Fisch
“Neben Rechnen, Schreiben, Lesen ist Digitalisieren die vierte unverzichtbare Kulturtechnik um aktiv an der Welt von heute teilzunehmen. Schülerinnen und Schüler haben dies intuitiv verstanden und nutzen als „Digital Natives“ die digitalen Möglichkeiten bereits sehr intensiv. Schulen in Nordrhein-Westfalen leisten bereits einen Beitrag zur notwendigen Orientierung ihrer Schüler in der digitalen Welt. Dies sehen wir immer wieder in den Bewerbungen zur „MINT-freundlichen“ oder „Digitalen Schule“ sowie in Gesprächen. Mit einem Pflichtfach Informatik würde vorhandenen Schulaktivitäten ein zusätzlicher positiver Impuls verliehen und allen Schülerinnen und Schülern eine gute und strukturierte digitale Bildung ermöglicht.”
Florian Nöll
“Schulen sind dazu da den Schülerinnen und Schülern die Welt zu erklären, in der wir leben. Sie sollten ihnen die nötigen Fähigkeiten an die Hand geben, sich in dieser Welt zurchtzufinden, sie nach Ihrem Wunsch gestalten und verändern zu können. Unsere Welt ist bereits und wird zunehmend digitaler. Deswegen gehört sinnvoll gestalteter Informatikunterricht als Pflichtfach an jede Schule! NRW hat jetzt die Möglichkeit das nachzuholen, was in anderen Bundesländern bereits Standard ist.”